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Was sind Finanzwetten und wie müssen Gewinne versteuert werden

Der Begriff der Finanzwette ist nicht ganz eindeutig. An der Börse werden neben Aktien und Anleihen auch viele Wertpapiere gehandelt, die nur auf andere Wertpapiere bezogen sind. So gibt es Optionsscheine, die zum Kauf oder Verkauf von Aktien oder anderen Wertpapieren berechtigen, wobei neben dem Optionszeitraum auch festgelegt ist, zu welchem Kurs ich das Wertpapier kaufen bzw. verkaufen kann. Wie weiter unten erläutert wird, haben solche Papiere Wettcharakter, können also als Finanzwetten bezeichnet werden.

Finanzwetten als reine Wettmöglichkeiten

Es gibt auch reine Wettmöglichkeiten auf den Finanzmarkt, die nicht direkt an ein einzelnes Papier gekoppelt sind und die auch sehr viel kurzfristiger zu einem Ergebnis führen. So kann man darauf wetten, dass eine Fremdwährung oder ein Aktienindex zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft eine bestimmte Kursmarke überschreitet oder unterschreitet. Bei dieser Variante von Finanzwette entsteht eine Spielsituation, die sehr weitgehend einem Glücksspiel entspricht und die daher steuerlich eher als solches einzuschätzen ist. Legale Gewinne durch Glücksspiele sind in Deutschland „grundsätzlich“ steuerfrei. Eine Übersicht von verschiedenen Anbietern ist auf Finanzwetten.biz zu finden.

Finanzwetten über Optionsscheine oder ähnliche Papiere

Doch zurück zu den Optionsscheine und ähnlichen Papieren, die auf Aktien oder Anleihen bezogen sind. Das es sich dabei um Wetten handelt, kann an einem Beispiel erklärt werden: Kauft man einen Optionsschein auf die deutsche Telekom, der einen berechtigt, bis Jahresende eine Aktie für 13 Euro zu kaufen, dann lohnt sich die Ausübung des Optionsrechts solange der Kurs der Telekom über 13 Euro liegt. Allerdings kostet der Optionsschein Geld. Die Summe aus Kosten für den Optionsschein plus Optionsbetrag liegt immer über dem aktuellen Tageskurs. Kaufe ich also für 2 Euro diesen Optionsschein und liegt der Tageskurs der Telekom-Aktie bei 14 Euro, dann wette ich mit dem Kauf des Optionsscheins darauf, dass der Kurs der Telekom-Aktie bis Jahresende über 15 steigt, denn nur in diesem Fall kann ich die Option mit Gewinn ausüben. (Erklärung: 13 Euro Kaufpreis der Aktie plus 2 Euro Kosten für die Option sind 15 Euro; die Ausübung der Option macht nur Sinn, wenn am letzten Tag der Kurs der Aktie darüber liegt.)

Steuerliche Behandlung von Gewinnen und Verlusten aus Wertpapiergeschäften

Die steuerliche Behandlung dieser Papiere ist in Deutschland eindeutig. Kommt es beim Verkauf des Optionsscheins oder bei der Ausübung der Option zu einem Gewinn, dann wird dieser mit einer Abgeltungssteuer von 25 Prozent plus Ergänzungsabgabe belegt. Die depotführende Bank behält diese Steuer automatisch ein; dies kann zwar mit einem Freistellungsauftrag vermieden werden, allerdings nur, wenn sich die Gewinne aus dem Wertpapiergeschäft in sehr engen Grenzen bewegen. Verluste aus dieser Art von Finanzwetten können nur gegen Gewinne aus anderen Wertpapiergeschäften aufgerechnet werden.

Steuerlicher Behandlung von Wettgewinnen und Wettverlusten

Anders sieht der Sachverhalt aus, wenn die Finanzwette als reine Wettmöglichkeit konzipiert ist. Sofern die Wettmöglichkeit legal ist, fallen keine Steuern an und werden auch keine Steuern erhoben. Allerdings können die Verluste aus solchen Wetten auch nicht gegen Gewinne im Wertpapiergeschäft aufgerechnet werden.

Einwendungen des Bundesfinanzhofs

Die grundsätzliche Steuerfreiheit von Wettgewinnen bei Finanzwetten, die als reine Wettmöglichkeit konzipiert sind, wird allerdings durch eine Entscheidung des Bundesfinanzhofs aus dem Jahre 1993 in Frage gestellt (Aktenzeichen BFH/NV 1994,622): Berufsspieler, die ihre Einnahmen aus Wetten erzielen, können die Steuerfreiheit von Wettspielgewinnen möglicherweise nicht dauerhaft beanspruchen. Allerdings konnte die Rechtssprechung bisher nicht klären, ab welchem Umfang von Wett-Tätigkeit man als Berufsspieler einzuschätzen ist.

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